St. Wolfgang-Kirche in Kanning (Filialkirche)
Die Kirche zum heiligen Wolfgang im Ortsteil Kanning, die zur Pfarre Ernsthofen gehört, ist ein geschichtlich und kulturell bedeutendes Bauwerk . Um 1400 dürfte die spätgotische, turmlose Kirche erbaut worden sein. Das Dorf Kanning an der Straße am Erlabach ist umrankt von Sagen. Wolfgang, der 972 Bischof wurde, ließ hier – nach einer Überlieferung – ein Holzkirchlein erbauen, das später aus Stein neu errichtet wurde. Dies in einer bedeutenden Vergrößerung (23,5 m Länge und 9,5 m Breite). Am Kirchengebäude selbst sind nur Renovierungsdaten angebracht, so nimmt man etwa 1400 für die Errichtung der Mauern des Chores an. In Kanning hatten die Grundherrschaften Erla, Gleink, Burg Enns, Garsten und Kremsmünster Untertanen. Die Vogtei über die Kirche und das Patronat waren bei der Herrschaft Ennsegg und könnten vor 1529 bei der Herrschaft Wasen oder bei der Burg Enns gewesen sein. Ob die Erbauung dieser Kirche auf den Einfluss des Erlaklosters zurückgeht, kann nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Beziehungen zum etwa 10 Minuten entfernt, nördlich der Kirche gelegenen Schloss Wasen bestanden jedoch mit Sicherheit.
Im Jahre 1615 ging Kanning als Heiratsgut der Eva Hoheneck an Georg von Schallenburg über, 1623 gehörte Kanning dem Bernhard von Haiden und 1640 Jakob Kölnböck.
Unweit der Kirche befand sich früher eine Kapelle mit dem Wolfgangsbrunnen, dessen Wasser heilende Kraft bei Augenleiden zugeschrieben wurde. Die Quelle des „Wolfgangsbrünnls“ , bei der das Volk einst die Raststätte des Heiligen sah, versiegte angeblich in der Nachkriegszeit.
In der Kirche finden wir ein Netzrippengewölbe im Chorraum, gotische Sitznischen, eine Steinkanzel und eine Holzplastik des heiligen Wolfgang (die 1999 restauriert wurde). 1735 wurde das Langhaus barockisiert und die Kirche sowie Heilbrunnen wurden bedeutendes Wallfahrtsziele. Ferner finden wir in der Kirche einen Hauptaltar, zwei Seitenaltäre und einen Kreuzweg. Ein wertvoller Renaissancealtar aus einer Stiftung der Herrschaft Ennsegg befindet sich in St.Pölten (in der Bischofskapelle). Ein besonderes Juwel dieser an Geschichte so reichen Kirche stellt eine wertvolle Rummel-Orgel dar. 1767 schuf Nikolaus Rummel aus Rothenburg ob der Tauber dieses 4-registrige Werk für die Pfarrkirche Ernsthofen, 1871 wurde es als Ersatz für das dort befindliche Orgelpositiv in der Kirche zu Kanning aufgestellt. Diese wertvolle Orgel, sowie die hervorragende Raumakustik der idyllisch gelegenen Kirche laden immer wieder ein zu konzertanten Aufführungen.
Vor der umfassenden Restaurierung des Kirchenraumes, die im Jahre 2006 vorläufig abgeschlossen, war die Kirche in sehr schlechtem Zustand. Es ist dem „Niederöstereichischen Lehrerquartett“ zu danken, dass 1983 eine Erneuerung der Dacheindeckung geschehen ist. Dem neuen Pfarrer, Prälat Rudolf Gilbert Vogt, war es bei seinem Amtsantritt im Jahre 1996, ein besonderes Anliegen, dieses bedeutende Bauwerk nicht verfallen zu lassen oder gar abzureißen, vielmehr es grundlegend zu erneuern.
Der Verein „Kanning aktiv“ wurde 1999 abgelöst, durch die Gründung eines Fördervereins, unter Vorsitz von Bürgermeister Karl Huber. Dieser Verein und der Kreis vieler Förderer haben sich um die Restaurierung große Verdienste erworben und sind bis heute in diesem Sinne tätig, auch in der Programmgestaltung für viele Veranstaltungen in dieser Kirche, besonders Frau Dr. Mayrhofer wirkte hier entscheidend mit.
Die Renovierungsarbeiten begannen mit einer „Trockenlegung“ des Bauwerks und wurden fortgesetzt mit der Gestaltung der Innenwände und der Restaurierung der Altäre und Statuen. Es war uns sehr wichtig, eine mobile Bestuhlung des Raumes zu erreichen (anstelle „starrer Bänke“) und eine Füßbodenheizung zu installieren. Beides im Hinblick auf die weitere Verwendung des Raumes. Es war ein „weiter Weg“ bis die Erneuerungsarbeiten erfolgreich abgeschlossen werden konnten.
Heute erstrahlt die Kirche in „neuem Glanz“, es ist ein sehr heller und freundlicher Innenraum entstanden, offen und einladend für alle, die die Kirche besuchen oder an den verschiedenen Veranstaltungen teilnehmen.
Es war unser Ziel, nicht ein „Museum“ zu schaffen, vielmehr einen Raum, der mit „Leben“ erfüllt ist. Solches ist wohl gelungen. So finden hier zahlreiche kulturelle Veranstaltungen statt („Kulturwerkstätte Mostviertel“). Die flexible Bestuhlung, die elektrische Fußbodenheizung, Lautsprecheranlage, akzentuierte Beleuchtung, WC-Anlage und ein größerer Parkplatz, ermöglichen Ausstellungen, Konzerte, Theateraufführungen und Lesungen. Es ist eine Vielzahl kultureller Veranstaltungen, die regen Zuspruch finden.
Doch auch der Charakter des Raumes als Kirche wurde und wird bewahrt. So finden viele kirchliche Feiern hier statt: u.a. Eucharistiefeiern zu besonderen Anlässen und Andachten; sowie Taufen und Hochzeiten: auch gilt Kanning nach wie vor als Wallfahrtsort.
Es sind alle recht herzlich eingeladen unsere Filialkirche zu besuchen.
Falls die Kirchentüre geschlossen bitte Schlüssel nebenan
bei Familie Land abholen.
Unser Kirchenführer von der Pfarrkirche Ernsthofen und der Filialkirche Kanning kann bei Interesse in der Vorhalle der Pfarrkirche um € 4,50 erworben werden.
Der Seitenaltar wurde 1950 von Pfarrer Josef Hiebl auf Verlangen dem hochwürdigem Herrn Bischof Dr. Zak für dessen Bischofskapelle in St. Pölten um ÖS 40.000,-- verkauft.
Der Altar wäre durch die Nässe immer schlechter geworden. Für Messe-Lesen war er unbrauchbar geworden, da die Mensa viel zu klein ist. Er stand auf der Evangelienseite im Presbyterium. Die Eigentumsrechte sind ungeklärt. Wahrscheinlich kam er von weit her um in Kannig aufbewahrt zu werden.
Bericht über den Seitenaltar aus der Chronik über Kanning von Josef Mühlberger.
Bild des Innenraumes der Wolfgangkirche in Kanning mit der Pieta, die bei Restaurierungsarbeiten einem Brand zum Opfer fiel. Das Foto ist aus dem Diözesanarchiv St. Pölten, datiert mit dem Jahr 1882.